Trockenfutter, Nassfutter, Barfen…?

Meine Sicht als Tierärztin und Hundehalterin auf die Dinge…

Autorin: Tierärztin Yvonne Thoonsen

Tierarzt | Tierarzpraxis Yvonne Thoonsen | Nordrhein-Westfalen (tierarzt-engelskirchen.com)

Ob du konventionelles Futter geben, oder deinen Hund “barfen” solltest, lässt sich nicht pauschal empfehlen. Hochwertiges Nass- und Trockenfutter aus dem Handel enthält grundsätzlich alle wichtigen Nährstoffe. BARF erscheint aber vielen als die natürlichere Ernährung.

DAS richtige Futter gibt es nicht! Es ist das Futter richtig, dass dein Hund gern frisst und gut verträgt. Das ihn bei optimaler Körper- und Leistungskondition hält. Außerdem muss es auch in euer Leben, eure Mensch-Hund-Beziehung passen.

Hunde mit Organerkrankungen (Leber-/ Nierenerkrankungen, Diabetes, Übergewicht u. a.) benötigen manchmal ein spezielles, bedarfsangepasstes Diätfutter. Üblicherweise ist es als Trocken- und Nassfutter erhältlich. Aber auch Barfrationen/Selbstgekochte Rationen sind mit Hilfe einer tierärztlichen Fachberatung möglich.

Inhaltsverzeichnis


Was spricht für / gegen Trockenfutter?

Hunde die ausschließlich “weich” ernährt werden, neigen zu Zahnstein und Zahnfleischproblemen. Trockennahrung ist daher ein Muss, da die festen Brocken Beläge abreiben und die Kaumuskeln”

Das stimmt nicht! Hunde kauen Trockenfutter nicht. Sie beissen vielleicht einmal drauf schlucken es dann aber ab.  Es reibt sich nichts ab und Kaumuskulatur wird dadurch nicht gefördert.

Trockenfutter (Alleinfutter) ist  inhaltlich eine vollwertige Fütterung. Es ist in der Regel selbst bei einem eher Mittel- bis hochpreisigem Futter kostengünstiger als Nassfutterrationen. Egal ob Nassfutter aus Dosen, Fertigbarfrationen oder selbst hergestellte BARF-Rationen.

Trockenfutter kann bequem als auch als Leckerchen für unterwegs verwendet werden. Es nimmt auf Reisen im Gegensatz zu Nassfutterdosen weniger Platz weg und hat weniger Gewicht. Durch den Wasserentzug wird es natürlich leichter und enthält im Vergleich zu Nassfutter pro 100 g im Schnitt 4 x soviele Kalorien. D. h. 100 g Trockenfutter entsprechen kalorisch im Schnitt ca. 400 g Nassfutter.

Trockenfutter saugt im Magen Flüssigkeit auf und quillt entsprechend auf. Auch hier: 100 g Trockenfutter quellen, bei ausreichender Flüssigkeit auf ca. 400 g Feuchtfutter auf.

Bei Trockenfutter ist es also wichtig, dass du immer ausreichend frisches Wasser bereitstellst und die empfohlene Menge einhältst.

Bei älteren Kameraden, die sich weniger bewegen kann Trockenfutter schon einmal zu tendenziell hartem Kot und im schlimmsten Fall zu Verstopfungssymtomen kommen.

FAZIT: wenn der Hund mit Trockenfutter gesund und munter ist, der Verdauungsapparat einwandfrei funktioniert, der Hund es gern frisst und du dich damit am wohlsten fühlst, dann ist das Futter richtig.

Was spricht für / gegen Nassfutter?

Auch Dosenfutter gibt es überwiegend als “Alleinfutter”. Ein Futter, dass “allein” zur Enährung mit allen lebenswichtigen Substanzen dient. Vorsicht, es gibt auch Nassfutterdosen, die nur “pures Fleisch” enthalten. Sie dienen als Teil einer selbst zubereiteten Futterration, die dann mit z. B. Gemüse, Getreide, Obst und weiteren Zusätzen wie z. B. Ölen etc. ergänzt werden. Eine langfristige Fütterung dieser Art von Nassfutter führt zu Mangelerscheinungen, da viele essentielle Nährstoffe fehlen.

Auch Nassfutter wird nicht gekaut, sondern nur geschlungen, also aufgenommen und abgeschluckt.

Nassfutter eignet sich in der Regel nicht als Leckerlie für unterwegs. Auf Reisen nimmt es mehr Platz weg und hat mehr Gewicht. Es quillt im Magen nicht mehr auf, ist durch den Verarbeitungs- / Garprozess bereits teilweise aufgeschlossen und üblicherweise leicht und gut verdaulich.

Je nach Qualität des Nassfutters gibt es wenige Hunde, die vermehrt mit Blähungen auf Nassfutter reagieren.

FAZIT: wenn der Hund mit Nassfutter gesund und munter ist, der Verdauungsapparat einwandfrei funktioniert, der Hund es gern frisst und du dich damit am wohlsten fühlst, dann ist das Futter richtig.

BARF ist die natürlichste Ernährung? – hierüber lässt sich trefflich diskutieren…

Seit einigen Jahren hat Das Barfen (Bone And Raw Food) an Bedeutung gewonnen. BARFEN ist Trend.Mit dem Barfen versuchen Menschen das Beutetier Ihres Lieblings inhaltlich möglichst ähnlich nahzuahmen. Genutzt werden hierfür rohes (nicht gekochtes) Fleisch, Innereien, Knochen, Gemüse, Obst, Kräuter.

Wichtig ist, dass man weiß, dass Tiere durch den Verzehr kompletter “echter” Beutetiere aber zahlreiche Nährstoffe aufnehmen, die in den klassischen BARF-Rationen häufig fehlen.

Ca. 80% der BARF-Rationen, die bei Fachtierärzten für Ernährung überprüft werden, weisen zum Teil erhebliche Mängel in der Nährstoffversorgung auf.

Barfen muss gelernt sein. Vor allem zu Anfang muss man sich darüber klar werden, ob man den finanziellen und den zeitlichen Aufwand jederzeit betreiben kann, also auch wenn man unterwegs ist. Viele Hunde vertragen spontane Futterumstellungen nicht gut. Ein plötzlicher Wechsel von einer BARF-Ration auf z. B. Trocken- oder Nassfutter verursacht oft gravierende Verdaungsstörungen, da der Darm des Hundes mit der Veränderung nicht umgehen kann. Hat man sich für das BARFEN entschieden, braucht man sinnvollerweise zumindest anfangs einen Profi an seiner Seite damit auf Dauer keine Mangelernährung entsteht.

Einige Hundehalter entschließen sich zu “Fertigbarf”, also im Prinzip wieder eine kommerziell von “Fremden” hergestellte Ration. Eine bequemere Lösung mit der ich mir als Hundehalter suggerieren kann, dass ich mein Tier natürlich ernähre und die mir die Mitnahme für unterwegs erleichtert. 

Aus meiner Sicht als Dauerlösung keine Alternative zur frisch, selbst hergestellten Ration – wenn man sich für diese Ernährung entschieden hat. 

Papier und Werbeversprechen sind geduldig. Es wird einem aus der Hand genommen welches Fleisch, welches Gemüse / Obst, aus welcher Herkunft etc. verarbeitet wird. Man muss einfach vertrauen, dass diese Hersteller das bieten, was Sie versprechen. Etwas wovon der BARFER eigentlich weg möchte. Wir barfen ja auch deswegen, weil wir die Kontrolle über die Inhaltsstoffe wollen. Insbesondere bei chronischen Darmpatienten oder Allergikern, die Probleme mit kommerziellen Futtern zeigen. Sei dir sich bewusst, dass Du bei Fertigbarfprodukten auch “vom Regen in die Traufe” kommen kannst.

FAZIT: Wenn Barf, dann richtig! und auch hier muss der Hund gesund und munter sein, der Verdauungsapparat muss einwandfrei funktionieren, der Hund muss es gern fressen und du musst dich damit wohl fühlen, dann ist das Futter richtig.

Selbst gekochte Rationen sind nicht gleich Barfen!

Wer selbst kocht, das sagt das Wort bereits, füttert nicht rohes sondern gekochtes Fleisch und meist auch zumindest gedünstetes Gemüse / Obst. Die Ausgangssubstanzen sind jedoch “gleich” dem BARF nur eben gekocht / gedünstet. Genau wie beim BARF besteht die Gefahr, der Mangelversorgung, wenn man die Ration nicht ggf. mit zusätzlichen Vitaminen/Mineralstoffen versorgt.

Meine Kollegin (Dr. Nathalie Dillitzer vom Futtermedicus) beschreibt, warum unsere Ernährung nicht auch für unser Tier ausreicht: “Was für mich in der Ernährung ausreicht, muss auch für mein Tier ausreichen”, ein leider häufig anzutreffender Irrglaube. Deutlich wird dies beispielsweise dadurch, dass ein erwachsener Mensch mit 70 kg 600 mg Calium am Tag benötigt, ein 25 kg Hund egen 1.400 mg täglich. Wenn man nur weiß, dass 150 g Joghurt lediglich ca. 170 mg Calcium enthalten, wird deutlich, dass der Bedarf eines Hundes an Calcium dadurch nicht gedeckt werden kann.”

Natürlich ist selbst zu kochen möglich. Für eine gesunde Ernährung ist dann aber der richtige Futterzusatz wichtig. Beachte, dass sich die Zusätze für Rohfütterung von der gekochter Rationen unterscheiden. Gute Produkte geben an, ob sie für BARF-Rationen oder gekochte Rationen geeignet sind.

Ansonsten sind die Vor- und Nachteile ähnlich dem BARF. Auch selbst gekochte Rationen ermöglichen einen relativ genauen Überblick über die Inhaltsstoffe. Wichtig v. a. auch bei Futtermittelunverträglichkeiten und Co.

FAZIT: Wenn selbst kochen, dann richtig! Und auch hier muss der Hund gesund und munter sein, der Verdauungsapparat muss einwandfrei funktionieren, der Hund muss es gern fressen und du musst dich damit wohl fühlen, dann ist das Futter richtig.

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